Emmanuel Langerhorst: Hüter der Böden
Im beschaulichen Gugerling, fernab von Industrie und Stadt befindet sich auf rund 4 Hektar die Mischkultur Langerhorst. Das Wirtschaftswunder der Nachkriegszeit zeigte sich in ländlichen Regionen durch den Siegeszug der Monokultur, die für Agrarmaschinen tauglicher sein und mehr Ertrag bringen sollte. Doch die Entwicklung hatte auch ihre Nachteile: Durch das Ansetzen von nur einer Pflanze haben Schädlinge leichtes Spiel.
Seit Mitte der 70er-Jahre betreibt Ihre Familie eine Biogärtnerei. Wie kam es zu dieser vorausschauenden Idee?
Emmanuel Langerhorst: Mein Vater ist ursprünglich aus Holland, wo er unter einem herrischen Vater aufgewachsen ist. Eigentlich wollte er nach Brasilien auswandern. Sein Rebellentum beschränkte sich aber dann doch darauf, dass er eine Bio-Gartenschule absolvierte. Holland war hier schon viel weiter als Österreich. Die Liebe zu meiner Mutter hat ihn dann nach Österreich verschlagen und die beiden hatten nach langer Arbeit das Grundstück hier in der Nähe von Eferding erworben.
War das einer der ersten Bio-Gärtnereien in Österreich?
Wir waren in Oberösterreich sicher einer der ersten Biohöfe. Meine Eltern haben einige Bücher über Bodenpflege und Permakultur geschrieben und haben Vorträge bis nach Südtirol gehalten.
Was ist der Vorteil einer Mischkultur und ist diese auch wirtschaftlich?
Eigentlich ist die Mischkultur seit Jahrhunderten die Norm. Bauern haben immer schon unterschiedliche Pflanzen auf einer Fläche angebaut, weil diese ein natürliches Biosystem entwickeln. Wenn man zum Beispiel eine Karotte anbaut und daneben Zwiebeln, enthält der Zwiebel Stoffe, die nicht wohltuend für Schädlinge sind. Dazwischen setzt man dann noch einen Klee, der durch seine tiefen Wurzeln besondere Nährstoffe an die obere Erdschicht holt und die Karotte davon profitiert. Man muss also weniger industrielle Nährstoffe zusetzen und spart sich auch Pestizide.
Bei der Monokultur benötigt man also Pestizide, weil das natürliche Biosystem fehlt?
Richtig. Der Vorteil ist aber, dass man mit den landwirtschaftlichen Maschinen bei der Monokultur besser arbeiten kann. Bei der Mischkultur ist noch vieles händisch zu erledigen. Es gibt aber bereits Entwicklungen, dass es neue Maschinen rein für die Mischkultur geben wird. Das könnte dem naturnahen Anbau einen Aufwind geben.
In Österreich und vielen anderen Ländern werden die Böden immer unfruchtbarer. Ist das auch eine Auswirkung der Monokultur?
Durchaus, die industrielle Landwirtschaft baut Pflanzen in einer ungesunden Dichte an, die den Boden auslaugt. Die Mischkultur hingegen befruchtet den Boden und baut ihn auf.
Das Kompostieren ist ja ein sehr wichtiger Teil der Bodenpflege.
Ja. Wir stellen unsere Erde natürlich her und verwenden natürliche und regionale Materialien wie Steinmehl, Küchenabfälle, Asche und effektive Mikroorganismen. In vielen herkömmlichen Blumenerden wird zum Beispiel Torf hinzugefügt. Das hört sich zwar auf den ersten Blick nicht schlimm an, jedoch kommt Torf meist aus Gebieten wie Nordindien. Neben den langen Transportwegen werden die Böden für unseren Vorteil in diesen Gebieten zerstört. Auch das führt dann schlussendlich zu Fluchtbewegungen, weil es kein nährreiches Ackerland gibt.
Wie verkaufen Sie Ihre Produkte?
Wir verschicken unser Produkte mit der Post. Unsere Kunden legen Wert darauf, Gemüse zu essen, welches nicht mit Pestiziden vergiftet ist. Es ist nämlich ein Trugschluss zu glauben, wenn man Gemüse wäscht, gibt es keine Rückstände von Gift. Die Industrie beizt bereits die Samen mit Gift, welches dann direkt in den Pflanzen ist und vom Konsumenten mitgegessen wird.
Glauben Sie, dass die Mischkultur Zukunft hat?
Ja, die Kleinbauern ernähren nämlich auch die Welt - nicht nur die Großbetriebe. Und global betrachtet haben die meisten Kleinbauern auch eine Mischkultur. Diese Kleinbauern sind die guten Geister der Bodenpflege auf unserem Planeten.